Auf den Hund gekommen
Wir, das sind unsere Bordeauxdoggen, unsere Möpse mein Mann Fred und ich, möchten auf diesem Wege ein paar kleine Einblicke in unseren Alltag und unsere Lebensphilosophie gewähren. Mit der Bordeauxdogge sind wir im wahrsten Sinne auf einen recht speziellen Hund gekommen.
Diese Rasse strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, wobei man aber nicht vergessen darf, dass sie dennoch flink und wendig sein können. Einerseits sind sie sanft und liebevoll, können andererseits aber auch richtige Sturköpfe sein. Da gibt’s die verfressenen Träumerle, die sich von einem Napf zum nächsten träumen, aber auch die „Party-Animals“, bei denen man denkt, sie haben den ganzen Tag eine Pfote in der Steckdose und stehen permanent unter Strom. Jede Bordeauxdogge hat ihren eigenen, individuellen Charakter und möchte und muss mit Höflichkeit und Anstand erzogen werden. Nur so kann man sie wirklich genießen. Es bedarf einer riesigen Portion Humor, Geduld und jeder Menge Gelassenheit, sein Leben mit diesen speziellen Hunden zu teilen. Und glauben Sie mir: Bordeauxdoggen werden mit dem Handbuch „Wie erziehe ich meine Familie“ geboren...!
Aber zunächst der Reihe nach...Meine Begeisterung für die Bordeauxdoggen begann im Jahr 1990, als ich diese faszinierende Rasse auf einer Ausstellung das erste Mal live gesehen habe. Vorher kannte ich sie nur aus dem Fernsehen und aus Büchern. Trotzdem sollte es noch einige Jahre dauern, bis wir uns unseren Traum erfüllen konnten und die erste Bordeauxdogge bei uns einzog.
Unsere erste Bordeauxdoggenhündin bekamen wir aus Holland. Wegen eines Hüftschadens war sie leider nicht zur Zucht geeignet und uns war schnell klar, dass sie aufgrund der Schwere dieser Erkrankung nicht alt werden würde. So informierten wir uns in den nächsten Jahren sehr intensiv über diese Rasse. Denn eins war uns klar: Wenn wir einmal Bordeauxdoggen züchten würden, dann nur mitgesunden Hunden! Alle unsere Hunde werden bevor sie in die Zucht gehen auf HD (Hüftgelenksdysplasie), ED (Ellenbogendysplasie), OCD (Schultergelenkdysplasie) und Herzgesundheit (Herzultraschall mit Farbdoppler) untersucht. Damit können wir zwar nicht garantieren, dass die Nachkommen topgesund sind, aber wir haben damit alles in unserer Macht Stehende getan, um gesunde Welpen zu bekommen und an ihre Familien übergeben zu können. Denn wir möchten nicht einfach nur schöne, sondern auch gesunde Hunde züchten. Dazu gehört die Verpaarung möglichst gesunder Bordeauxdoggen. Den internationalen VDH/FCI-Kennelnamenschutz haben wir seit Mai 1993.
Im Jahr 2012 haben wir sogar den Ehrenpreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Form der Bronzenen Plakette und Urkunde für unsere Hündin Electra from Old Shadow erhalten.
Auch wir haben einige nicht gesunde Bordeauxdoggen gekauft, die bei uns aber nie in die Zucht gegangen sind. Ich denke da ganz oft an meine drei Bordeauxdoggenrüden die ich kaufte, speziell an meine große Liebe Hudini, meinen „Seelenhund“... Noch heute fällt es mir schwer, über ihn zu reden oder zu schreiben. Wie sich bei tierärztlichen Untersuchungen rausstellte, litt er an schwerer HD, ED, OCD, Aortenstenose und einer Herzklappeninsuffizienz. Da wir kein Risiko eingehen wollten, dass er sich eine unserer Bordeauxdoggenhündinnen während der Läufigkeit sucht, ließen wir ihn schweren Herzens im Alter von acht Monaten kastrieren. Er wurde aufgrund seiner Erkrankungen nur 2,5 Jahre alt.
Nichts schmerzt einen Hundeliebhaber mehr, als seinen Gefährten viel zu früh über die Regenbogenbrücke gehen lassen zu müssen.
Doch auch diese traurigen Erlebnisse haben ihre positiven Aspekte. So versuche ich, auch in meiner Freizeit anderen Züchtern zu helfen und Jungzüchter zu unterstützen. Es geht mir dabei vor allem um das Aufklären und Reden, da man nur miteinander eine positive Entwicklung bewirken kann.
Wichtig ist es, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen, nicht gegenseitiges Anprangern. Nur so schafft man es, Rasseliebhaber miteinander zu vereinen und das Beste für die Rasse zu bewirken. Die Haltung und Aufzucht unserer Bordeauxdoggen findet ganz normal im Haus und in der Familie statt. Unsere Welpen werden im Haus geboren und bekommen in ihrem eigenen Wurfzimmer eine 24-Stunden-Rundumbetreuung in den ersten Wochen, bis sie dann nach und nach das ganze Haus erobern und nur noch die Nächte mit ihrer Mutter im Wurfzimmer verbringen. Ob nun Diele, Wohnzimmer, Küche oder Badezimmer, die erwachsenen Bordeauxdoggen können es sich gemütlich machen, wo sie gerade wollen. So stellen auch die an verschiedenen Stellen verteilten Hundebetten gern genutzte Orte zum Schlummern oder Ausschauhalten dar. Im Sommer wird auch der Garten gern zum Toben und Spielen genutzt. Bevor sie unsere Zuchtstätte verlassen, sind sie mehrfach entwurmt, geimpft, gechippt und wurden vom Tierarzt/Zuchtwart begutachtet.
Zu unseren „Welpeneltern“ (Welpen Besitzer) halten wir nach Möglichkeit einen engen Kontakt. Es ist uns wichtig, die jeweils zukünftigen Welpenaltern zunächst kennenzulernen. Wir verkaufen unsere Welpen nicht einfach, wir suchen ihnen eine Familie, bei der sie es gut haben sollen. Das ist uns eine Herzensangelegenheit. Dazu gehören auch regelmäßig Besuche der zukünftigen Welpeneltern bei ihrem neuen Familienmitglied, soweit es die Möglichkeiten und die Entfernung hergeben. So kann sich der Welpe bereits mit seinen neuen Bezugspersonen vertraut machen und der Auszug ist nicht so traumatisch für die kleine Sabberschnute.
Wir versuchen, die neuen Besitzer so gut wie möglich auf ihren neuen Gefährten vorzubereiten, geben Tipps zur Erziehung, zum Futter und so weiter. Dazu gehört natürlich auch, dass die Welpeneltern mich jederzeit kontaktieren können. Ich helfe, wo ich kann. Ob es nun der Welpe mit Erbrechen ist mitten in der Nacht, der Junghund mit Durchfall am Ostersonntag, die Empfehlung eines Futters oder eines Spezialisten für die Gesundheitsvorsorge ist. Manchmal müssen auch einfach nur die Nerven beruhigt werden, wenn der Welpe Fieber hat beim Zahnen oder aufgrund eines Wachstumsschubs ein wenig humpelt. Sie sind halt wie Kinder.
So bleibt auch jede Bordeauxdogge aus unserem Haus eines meiner Kinder und ich freue mich, wenn ein regelmäßiger Kontakt bestehen bleibt. Ganz nebenbei ist es schön, die Entwicklung der Bordeauxdoggenwelpen, die man seit ihrer Geburt kennt, verfolgen zu können. In den letzten Jahren hat sich für uns und unsere Welpenkäufer eine schöne Tradition entwickelt. Wir treffen uns 2-3 Mal im Jahr und tauschen uns aus, wie sich die „Kleinen“ so entwickelt haben. Es macht uns schon sehr stolz, wenn wir auf einen Schlag so um die 30 Bordeauxdoggen aus unserer Zucht zu sehen bekommen. Es ist immer wieder interessant zu sehen, welche Spielchen sich unsere Nachzuchten für ihre Familien einfallen lassen. Diese Spielchen erinnern mich auch an eine kleine Geschichte aus meinem „Züchterleben“:
Eines Abends erreichte uns ein Anruf von einem uns bekannten Züchter, dass ein Jungtier von ihm neu vermittelt werden müsse. Die Familienverhältnisse hätten sich geändert. Mein Mann Fred und ich besprachen uns kurz und uns war sofort klar: Das wird unsere Hündin! Gesagt, getan! Spät am Abend, so gegen 22 Uhr, machten wir uns auf den Weg nach Almere (NL), um uns die Kleine mal anzusehen. Dort angekommen fanden wir eine selbstbewusste, völlig unerzogene vier Monate alte Hündin vor. Ich war entsetzt! Da sprang dieses freche kleine Bordeauxdoggenmädchen auf der Couch rum, hüpfte auf den Couchtisch, knurrte, bellte und versuchte, uns Angst zu machen. Ich sagte zu meinem Mann: „Neeee! Die will ich nicht haben! Die ist ja richtig unerzogen!!!“ Mein Mann lachte nur und sagte: „Nein! Sie ist traumhaft!“ Nun ja, was soll ich sagen...?! UNSERE BOO zog bei uns ein und das war
die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben! Gott sei Dank dauerte es nicht lange, bis unsere BOO begriff, dass wir nicht wollten, dass sie das Kommando bei uns im Haus hat. Sie wurde ein Traumhund, der uns drei wunderbare Würfe schenkte und noch viele schöne Jahre mit uns verbracht hat. Denn unsere alten Hunde werden nicht abgegeben, nur weil sie „ihre Schuldigkeit getan“ haben.
Ich hoffe das ich ihnen einen kleinen Einblick in unser Leben mit unseren Hunden gegeben habe.
Herzliche Grüße
Martina Vogelzang